Der lachende Uhu: Gedichte im Zeichen des Uhus : Prinz Rupi (Hrsg): Amazon.de: Bücher
Mai 2025
Lyrik in Reimform ist oft zu bemüht, sodass ich grundsätzlich lieber reimfrei unterwegs bin. Der Uhu hat mich aber zu Reimen gezwungen.
Die Hybris des Uhus
Ein Uhu aus dem deutschen Tann,
dereinst nach Abenteuern sann;
er schmiedete gar seltsam Pläne
und flog nach Hellas zur Athene!
Das göttlich' Weib saß auf 'ner Säule,
auf der Schulter eine Eule.
Steinkauz nannte sich das Vieh,
berechnete die Kreiszahl Pi!
Der Vogel sprach voll Standesdünkel:
„Willkommen, Uhu, fetter Gimpel!
Ich ziere hier in Prunk und Pracht,
Athenes Schulter Tag und Nacht.
Schön ist sie wohl, doch gar nicht weise;
ich glaube gar, sie hat 'ne Meise!
Spricht sie auch schlau und klug zu dir,
nichts stammt von ihr, sie hat’s von mir!“
Der Uhu wähnte sich im Traum,
traute seinen Ohren kaum.
„Ich fett, du schlau, oh Eulenwicht?
Jetzt übernehm' ich deine Schicht!
Ab nun sitz ich an deiner Stelle,
mach dich hinfort, sonst gibt’s 'ne Schelle!
Der Göttin kann auch ich soufflieren,
ich werd' das Weibchen nicht blamieren!“
Der kleine Kauz war ganz betreten
und wich dem nordischen Athleten.
Athene war zutiefst verwirrt,
als der Uhu sie umschwirrt'.
Ihr edler Leib vor Schreck erbebte,
als er zu ihrer Schulter strebte;
drum landete der arme Tropf
schließlich auf der Göttin Kopf!
Des Zeuses Tochter sank danieder
und griff entsetzt in das Gefieder.
Sie warf die Rieseneule
an die nächste Tempelsäule!
Der Steinkauz jubelte vor Glück
und glitt auf seinen Platz zurück.
Der Uhu flog beschämt von dannen,
heimwärts zu den deutschen Tannen.
Und schwebt er heut‘ mit edlem Flügel,
nächtens über Flur und Hügel,
denkt er zurück an seine Reise
und lacht vergnügt auf seine Weise.
„Was will ich armer alter Tropf
auf des Gottesweibes Kopf?
Der eitle Kauz mag dort verharren
und stets auf ihren Busen starren!“
waldbadnovize
der alte holzriese knarrt lustvoll
als ich meine schlaffen arme um ihn lege
uralter baumbart weht lüstern in mein fahles gesicht
bewegt vom leisen wind des wandels
irgendwo im nahen astwerk
pocht wild ein frecher specht
das schrille getöse der grossstadt
dringt rüde in mein müdes hirn
ermattet sinke ich zu boden
spüre knarzig-warme rinde
bette mich auf feuchte erde
und wittere nur moos und moder
krampfhaft sucht mein atem ruhe
im takte eines fernen axtschlags
doch noch rauscht machtvoll alltagstrott
durch meinen fieberhaften geist
ein kühner käfer wandert
keck auf meine mürbe hand
fühler kitzeln kranke haut
ein hauch von wahrem leben
ein jäher sonnenstrahl
dringt schüchtern durch das dickicht
ich schließe meine müden augen
und werd' vom dunkel warm umwoben
mein fleisch verschmilzt allmählich
sanft erschlaffend mit dem wald
feen und elfen umflügeln
rauschhaft meinen ätherleib
ich bin ein geschöpf des waldes
ein uraltes wesen im heiligen forst
die seele heilt im tanz der sinne
nie wieder möcht' ich von hier fort